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Einführung

Das Zitieren in der Fußnote, also Zitieren nach der im deutschen Sprachraum weit verbreiteten modifizierten Harvard–Methode, ist eigentlich keine große Sache. Jedoch hat, so hat es zumindest manchmal den Anschein, so mancher seine liebe Not damit, LaTeX genau zu diesem Schritt zu bewegen. Dieser Umstand sollte dann auch Grund genug sein, sich mit diesem Thema ein wenig ausführlicher zu beschäftigen.

Grundlagen

Alle hier gezeigten Beispiele basieren auf der Verwendung des Paktes fomsdt. Weiterhin können alle vorgestellten Codesequenzen mit dem Befehlssatz

$> pdflatex <dateiname>.tex
$> bibtex <dateiname>.aux
$> pdflatex <dateiname>.tex
$> pdflatex <dateiname>.tex

erstellt werden. Selbstredend sollten all diese Kommandos in einer Batch–Datei untergebracht werden. Dann muss man nicht immer alle Befehle einzeln und der Reihe nach am Prompt eintippen, um das jeweilige Beispiel zu erstellen.

Ebenfalls wird davon ausgegangen, dass neben dem Hauptdokument auch eine entsprechende Literaturbibliothek existiert, die hier heruntergeladen werden kann. Zur Erstellung einer solchen Bibliothek sei an dieser Stelle auch auf die Benutzerdokumentation des Pakets fomsdt oder besser noch direkt auf die Dokumentation zum Programm BibTeX verwiesen!

Vorbereitungen

Durchaus empfehlenswert erscheint es, sich für seine Zitate ein entsprechendes Basismakro zu definieren. Dieses Makro könnte dann wie folgt gestaltet sein:

% Zitiermakro (v1)
\newcommand{\fcite}[1]{%
  \footnote{%      Fußnote verwenden
    \raggedright{% Linksbündig ausrichten
      #1%          Inhalt ausgeben
}}}%

Weitere Vereinfachungen und Verbesserungen finden sich im Abschnitt Tipps und Tricks weiter unten auf dieser Seite.

Beispiele
Der einfachste Fall

Es leuchtet sicherlich jedem ein, das in der Präambel des Dokuments definierte Basismakro für Fußnotenzitate im Text einfach zu verwenden, wie folgendes Beispiel demonstriert.

Fußnotenzitate beeinträchtigen erheblich den Lesefluss einer Abhand–
lung.\fcite{Vgl. Kesseler (2008), S. 15 ff.\nocite{kess08}}

Hierdurch wird nun erreicht, dass der im Makro \fcite{} eingetragene Text komplett in der Fußnote jener Seite erscheint. Außerdem wird gewährleistet, dass das im Makro \nocite{} referenzierte Werk kess08 ebenfalls in das Literaturverzeichnis des Dokuments eingetragen wird.

Leider birgt dieses kleine Beispiel einen gravierenden Nachteil. Denn wird jene Quellenangabe mehrfach im Text verwendet, dann erhält man eine ungewollte Redundanz, die sich als durchaus arbeitsintensiv erweisen kann, wenn später eventuelle Fehler „ausgebügelt“ werden müssen.

Download des Beispielcodes und des kompilierten Ergebnisses…

Verwendung der Literaturbibliothek

Zur Vermeidung der eben erwähnten Informationsredundanz wird das Beispiel von oben entsprechend angepasst.

Fußnotenzitate beeinträchtigen erheblich den Lesefluss einer Abhand–
lung.\fcite{Vgl. \citet{kess08}, S. 15 ff.}

In diesem Beispiel sollte man besonderes Augenmerk auf die Verwendung des Makros \citet{}, statt des sonst üblichen Makros \cite{} legen. Denn hierdurch erreicht man, dass der Name des Autors aus der Bibliothek gelesen und ausgegeben wird.

Jedoch bewirkt diese Art des Zitierens, dass statt der gewünschten Angabe des Erscheinungsjahres, wie für das abgewandelte Harvard–Zitierschema benötigt, die Referenznummer des Eintrags des Literaturverzeichnisses ausgegeben wird. Doch lässt sich diese Unschönheit leicht und sogar auf zwei unterschiedlichen Wegen lösen.

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Lösung A:

Das Makro \citet{} des vorherigen Beispiels wird einfach durch die beiden Makros \citeauthor{} und \citeyear{} ersetzt, wie nachfolgendes Codebeispiel veranschaulicht.

Fußnotenzitate beeinträchtigen erheblich den Lesefluss einer Abhand–
lung.\fcite{Vgl. \citeauthor{kess08} (\citeyear{kess08}), S. 15 ff.}

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Lösung B:

Als Alternative, die sicherlich die elegantere Variante ist, wird vom eingestellten Zitiermodus numbers in den Modus authoryear gewechselt. Um es auch gleich noch vorweg zu nehmen, muss man hier dann ebenfalls die Einstellung der benutzten Klammern korrigieren. Beide Änderungen können nun wie folgt durchgeführt werden.

\setcitestyle{authoryear,open={(},close={)}}

Diese Codezeile wird am einfachsten in der Präambel eingetragen oder direkt zu Beginn des Dokuments verwendet. Nun kann auch das Makro \citet{}, wie einleitend beschrieben, wieder verwendet werden.

Leider, so muss man es ausdrücken, wirkt sich diese kleine Anpassung etwas nachteilig auf das generierte Literaturverzeichnis aus. Aber auch hierfür gibt es eine genial einfache Lösung! Denn man schaltet direkt vor der Erstellung des Literaturverzeichnisses wieder in den Modus numbers zurück, wie folgendes Beispiel demonstriert.

\setcitestyle{numbers}
\PrintBibliography{cite_sample}

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Umgestaltung des Literaturverzeichnisses

Alle bis hierhin diskutierten Beispiele setzen auf der Erzeugung DIN–gerechter Literaturverzeichnisse auf, wie sie im Paket fomsdt festgeschrieben sind. Doch kommt es hin und wieder vor, dass von dieser Standardeinstellung abgewichen werden muss. Wenn dem so sein sollte, ist es grundsätzlich völlig ausreichend, dem Paket fomsdt mitzuteilen, welcher Stil zu Erstellung der Bibliografie zu verwenden ist. Diese Änderung ist dann entweder über den zweiten optionalen Parameter des Makros \PrintBibliography{} möglich (näheres findet sich im fomsdt–Benutzerhandbuch) oder kann durch Verwendung des Makros \bibliographystyle{} erreicht werden.

Doch leider ist das Auffinden „wohlgeformter“ Stilkonfigurationen, die zudem noch den Ansprüchen und Vorstellungen des jeweiligen Betreuers entsprechen müssen, eine wirklich mühselige Angelegenheit. Letztlich ist es dann auch noch so, dass man nur solche Layouts findet, die entweder die einzelnen Einträge nicht wunschgerecht formatieren, oder die Verwendung der ISBN–Nummer nicht unterstützen, oder nur in Englisch verfügbar sind, oder, oder, oder…

Den besten Treffer für ein deutschsprachiges Literaturverzeichnis liefert hier noch der Stil munich.bst, der dann über das beispielsweise in der Präambel platzierte Kommando \bibliographystyle{} aktiviert werden würde.

\bibliographystyle{munich}

Ein unschöner Nebeneffekt dieses Stils ist, dass sowohl im Text der Fußnote als auch im Literaturverzeichnis selbst die Namen der einzelnen Autoren durch Schrägstriche voneinander getrennt werden. Ebenfalls unschön ist es, dass die Vornamen der jeweiligen Autoren im generierten Literaturverzeichnis nur als Abkürzung dargestellt werden. Das ist wirklich kein guter Stil und zudem noch unhöflich gegenüber den dort genannten Autoren.

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Falls nun dieses Layout derart missfallen sollte, dann kommt man nicht umhin, sich selbst um die Erzeugung eines entsprechenden Stils zu kümmern. Jedoch stellt dies, wie man sich leicht vorstellen kann, einen erheblichen Aufwand dar. Aber bitte nicht verzagen, denn hier kann man einen durch den Stil munich inspiriertes Layoutpaket herunterladen. An dieser Stelle auch noch herzlichen Dank an Patrick W. Daly, der sich für die Umsetzung des eingesetzten BibTeX–Tools custom-bib verantwortlich zeichnete.

Nach der zuvor beschriebenen Variation des Verzeichnislayouts erscheint noch ein mehr als deutlicher Hinweis bezüglich der Verwendung eines von der DIN abweichenden Stils angebracht zu sein.

Man sollte nur dann, und zwar nur dann, vom DIN–gerechten Standardlayout des Literaturverzeichnisses abweichen, wenn dies vom jeweiligen Betreuer ausdrücklich gefordert wird!

Denn nur weil ein Betreuer der Meinung ist, dass seine Vorstellungen bezüglich des Inhalts und des Aussehens eines Literaturverzeichnisses „richtig“ ist, dann heißt das noch lange nicht, dass diese Annahme auch zutrifft! Also bitte nur dann vom Standard abweichen, wenn die eigenen Note auf dem Spiel steht!

Tipps und Tricks

Oft wird die Seitenzahl des zitierten Werkes mit in der Fußnote angegeben. Dem ist auch nichts entgegenzusetzen. Doch sollte man in seiner Abhandlung konsequent das oben eingeführte Makro \fcite{} verwendet haben, dann bekommt man beispielsweise genau dann ein Problem, wenn man sich im Nachhinein dazu entschließen sollte, die Abkürzung "S." durch das Wörtchen "Seite" zu ersetzen. Was nun? Kein Problem, denn man definiert dieses Makro einfach um, sodass es die neuen Anforderungen erfüllt. Hier das Ergebnis.

% Zitiermakro (v2)
\newcommand{\fcite}[2]{%
  \footnote{%
    \raggedright{%
      \citet{#1}, S.~#2%
}}}%

Von nun an muss innerhalb des kompletten Dokuments nur noch an einer einzigen Stelle die Abkürzung "S." durch das Wörtchen "Seite" ersetzt werden. Nachteilig an dieser Lösung ist jedoch, dass man im neuen Makro immer beide Parameter angeben muss. Denn lässt man zum Beispiel den zweiten Parameter leer, dann wird trotzdem ", S." ausgegeben. Das ist inakzeptabel!

Man könnte nun ganz pragmatisch auf die fabelhafte Idee kommen, einfach zwei verschiedene Makros zu definieren. Das ist aber in der Tat kein guter Stil! Was wäre denn, wenn man den zweiten Parameter nur dann ausgeben könnte, wenn er auch wirklich gebraucht wird? Genau so etwas ist in LaTeX absolut möglich, wie folgendes Beispiel belegt.

% Zitiermakro (v3)
\newcommand{\fcite}[2]{%
  \footnote{%
    \raggedright{%
      \citet{#1}%
      \ifx\empty#2\else , S.~#2\fi%
}}}%

Nun kann man ein und dasselbe Makro für Zitate mit und ohne Seitenreferenz verwenden, wie folgendes kurze Beispiel belegt.

Fußnotenzitate beeinträchtigen\fcite{kess08}{15 ff.} erheblich
den Lesefluss einer Abhandlung.

Mancher mag den Sinn von Fußnoten noch nicht ganz verinnerlicht
zu haben.\fcite{kess08}{}

Das Einzige, das noch fehlt, ist die Verwendung des Präfixes "Vgl.". Natürlich könnte man hierfür die obige Version des Zitiermakros entsprechend anpassen. Jedoch soll aus didaktischen Gründen hier besser die Technik der optionalen Parameter vorgestellt werden.

% Zitiermakro (v4)
\newcommand{\fcite}[3][\empty]{%
  \footnote{%
    \raggedright{%
      \ifx\empty#1\else#1~\fi%
      \citet{#2}%
      \ifx\empty#3\else , S.~#3\fi%
}}}%

Eventuell fragen sich manche, warum nicht von Anfang an nur mit optionalen Parametern gearbeitet wurde. Doch dagegen sprechen einige Beschränkungen des LaTeX–Systems, wie beispielsweise die Limitierung der Anzahl optionaler Parameter auf genau einen.

Wenn man dennoch mehr als einen optionalen Parameter verwenden möchte, dann muss man einen Trick anwenden. Dieser Trick besteht im Grunde darin, dass man sich für jeden gewünschten optionalen Parameter ein eigenes Makro definiert. Die einzelnen Makros rufen sich dann intern gegenseitig auf. Dem Benutzer wird aber nach „außen“ nur das Hauptmakro zur Verfügung gestellt. Siehe folgendes Beispiel.

% Zitiermakro (v5)
\makeatletter% Verwendung von '@' einschalten.
% Externes Makro; für den Benutzer sichtbar.
\newcommand{\fcite}[1][\empty]{% Standard für Präfix verwenden.
  \@ifnextchar[%]           % Zweiter opt. Parameter vorhanden?
  {\@iifcite [#1]}          % Ja, dann diesen Wert verwenden.
  {\@iifcite [#1][\empty]}} % sonst Standard für Suffix verwenden.
% Internes Makro mit allen Parametern.
\def\@iifcite[#1][#2]#3{% Übergabe aller Parameter!
  \footnote{%
    \raggedright{%
      \ifx\empty#1\else#1~\fi%
      \citet{#3}% Zitierquelle ist jetzt der 3. Parameter!
      \ifx\empty#2\else , S.~#2\fi%
}}}%
\makeatother% Verwendung von '@' ausschalten.

Zugegeben, dieses Makro mutet schon ein wenig kompliziert an. Doch ist diese Form der Unterstützung mehrerer optionaler Makroparameter der für LaTeX übliche Weg. Außerdem kann man dieses kleine Schablone hervorragend dafür verwenden, sich nach belieben eigene Makros zu erstellen.

Das Einzige, das nun noch offen ist, sind einige Beispiele für die Anwendung des neuen Zitiermakros. Siehe hierzu folgende Codesequenzen.

Es existieren keinerlei Gemeinsamkeiten zwischen \LaTeX\ und
einem so genannten WYSIWYG–Programm.\fcite{kess08}

Neueren Studien zufolge, erfolgt das Lesen eines Textes in
sakkadischen Sprüngen.\fcite[Vgl.]{kess08}

"`Ein immer wieder gern und heiß diskutiertes Thema ist die
Verwendung von Fußnoten."'\fcite[][11]{kess08}

Fußnotenzitate beeinträchtigen\fcite[Vgl.][15 ff.]{kess08}
erheblich den Lesefluss einer Abhandlung.

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